Der Römerturm von Oberschönegg

Auf der Höhe von Oberschönegg erhebt sich ein weithin sichtbarer Turm mit einer Zinnenkrone.

Fürst Fugger hatte dieses seinerzeit noch wohlerhabtene und ehrwürdige Denkmal aus alten Zeiten, welches zum Abbruch verkauft war, durch Ankauf gerettet und in seiner heutigen Gestalt wieder herstellen lassen.

Über die Erbauer dieses Turmes gibt es verschiedene Ansichten. Dr. Raiser (Antiquarische Reise von Augusta nach Viaca“, Augsburg 1829, Seite 37/38)schreibt: „…. Eine siebente Römerstraße lief über Oberschönegg, wo noch ein Römerturm steht, auf welcher Straße in einem noch nicht genau erhobenen Zuge derselben über die Anhöhe des Günztales Campodunum erreicht wurde.“ (Der Mittelpunkt von Viaca, d. i. „an den Straßen gelegenen Orten“ soll Krumbach gewesen sein). – Dagegen lesen wir in Frank, „Deutsche Gaue“ VIII, 151/152: „ Der Römerturm zu Oberschönegg ist der Bergfried des Schlosses derer von Schöneck. Der verdiente Raiser hält den Turm für einen Römerturm, wenigstens den unteren Teil, ebenso die Bavaria II“, S. 1034: „Für den römischen Ursprung des Turmes haben wir keine Beweise“. In „Deutsche Gaue“ V, S. 137, führt Frank auch den Römerturm zu Großkemnat (Kaufbeuten) als Beispiel an.

Dr. Raiser schreibt weiterhin in seiner „Antiquarischen Reise“. „Der untere Teil dieses Turmes zu Oberschönegg ist noch derselbe, wie ihn die Römer aufgeführt haben. Er besteht aus eingefalzten und nach gleichen Linien gelegten Quadern, wo dann erst der Turmeingang war. Die Mauer ist neun Fuß dick und zwischen den inneren und äußeren Quadern felsenfest mit Mörtel und Steinen eingegossen Der turm ist 100 Fuß hoch. Unten ist nun auch ein Eingang in den Turm gebrochen, eine Stiege angelegt und dem Turm eine gefällige Außenseite gegeben.“

Im „Baudenkmäler des Bezirksamtes Illertissen“ wird geschrieben: Unzweifelhaft alte, wenigstens aus römischer Zeit stammende Überreste haben wir noch im gewaltigen Turmriesen von Oberschönegg, dem Bergfried eines ehemaligen Schlosses. Man muss weit gehen, bis man Türme von so großem Ausmaß trifft. Er wird sehr oft als „Römerturm“ bezeichnet; der Sockel ist auch wohl römischer oder keltischer (?) Herkunft. Der Turm ist einer der schönsten Aussichtspunkte der Gegend.“

Der schönste Burgstall unseres Bezirkes war der zu Oberschönegg. Die Burg erhob sich auf dem 80 m langen und 60 m breiten Burgstall und zwar in der Mitte der Ostseite desselben. Ringsum die ehemalige Burg war ein 6 – 25 m tiefer Wall. Nur vom Osten her war die Burg zugänglich. Südlich und nördlich war die Umwallung noch 6 – 15 m tief, gegen Westen lag der erste Befestigungswall mit einer Tiefe von ca. 5 Meter, nördlich und südlich war noch ein ca. 25 Meter breiter zweiter Wallgraben. Dann schloss sich der Steilabhang zum Günztal an. Vom Günztal aus gesehen mag die Höhe des Hügels ungefähr 40 m betragen. Die Gräben sind heute größtenteils schon verflacht und eingeebnet. Gegen Westen hin ziert ein Wäldlein den ehemals schützenden Steilabhang. Vom Süden her ist jetzt der Zugang zum Burgstall über den angefüllten Graben möglich. Um den Turm herum steht eine Baumgruppe, deren Höhe heute reichlich zwei Drittel der Turmhöhe beträgt.

Der Turm hat eine Länge und Breite von je 8 m und eine Höhe von 30 m. Die Mauer ist 2½ m dick. Im Inneren des Turmes befinden sich Stiegen, welche in die einzelnen Räume führen. Diese sind wohl noch erkennbar an den Schießscharten, doch fehlen einzelne Böden für die Abteilung. Deutlich aber ist die Anlage der Raumhöhen unterscheidbar. Die obere Hälfte des Turmes hat gemauerte Stiegen. Die Gewölbe, Öffnungen und Schießscharten zeigen, dass dieses nicht ein Wohnraum, sondern lediglich ein Wachturm war.

Vom Turm aus ist kein Zugang zum angebauten Schloss erkennbar. Der oberste Teil des Turmes schließt mit einer ca. 40 qm großen Plattform ab. Außenherum befindet sich eine brusthohe Mauereinfassung, worauf eine 1 ½ m hohe Zinnenkrone steht.

Auch am Grunde des Turmes sind noch kleine Mauerreste sichtbar. Die Art des Baumaterials lässt erkennen, dass die Burg viel später erbaut wurde als der Turm. Die Burgmauer war aus Ziegelsteinen erbaut. Die Grundmauern sind jedoch heute nicht mehr zu finden. Die Zeit ließ alles brauchbare Baumaterial verschwinden. Es sollen auch unterirdische Gewölbe und Gänge vorhanden gewesen sein.

Es steht fest, dass sich viele römische Lager im Günz- und Kammeltale befanden, die besonders an Straßenkreuzungen und Flußübergängen lagen. Diese Lager standen alle in Verbindung mit den Hauptlagern der heutigen Orte Krumbach, Hohen- und Nieder-Raunau. Auch die Lager bei Waltenberg, Olgishofen, Breitental und Deisenhausen, die größeren römischen Befestigungen zu Winzer, Ober- und Unterschönegg standen in Verbindung mit dem Hauptlager Krumbach. Von hier gingen sieben Straßen aus. Eine nach Augsburg, eine nach Kellmünz, eine in die Gegend von Weißenhorn, eine durch das Günztal nach „Guntra“ (Untergünzburg), eine durch das Kammeltal, eine sechste Straße führte über die heutigen OrteWinzer – Kirchheim nach Türkheim. Eine siebente Römerstraße lief – wie schon erwähnt – über Oberschönegg. Diese dürfte hinreichend als Beweis gelten, den Wachturm als Römerturm zu bezeichnen.

Die mittelalterliche Burg Schöneck, „wo der Römerturm steht“, war die Stammburg eines bis 1219 hinaufreichenden, edlen Rittergeschlechtes, derer von Schöneck. Dieses erlosch nach seiner höchsten Blüte, nachdem die Brüder Ulrich, Kanzler des Kaisers Ludwig von Bayern (1331 – 1337) und Heinrich, desselben Kaisers Vizekanzler und dem Domkapitel besonders empfohlen (1337 – 1369), nacheinander Bischöfe in Augsburg waren. Ihr Onkel, Bischof Wolfhard, hatte ca. 1290 ihre Stammburg mit allen „Zugehörungen“ zum Hochstift erkauft.

Nach dem Urbarium („Steuerbeschrieb) vom Jahre 1316 waren „bona ad castrum Schönegge pertinentia“ (immerbleibende Güter zum Lager Schönegg)

Kettershausen mit Vogteirechten und Gerichtsbarkeit, Babenhausen ebenso – sowie die Burg Schöneck. 1237 erscheint eine neue, 1277 eine alte und neue Burg Schöneck. Konrad de Schönegge heißt 1274 Dictus de Babenhausen, sein Wappen zeigt Holzschlögel, auch Brögel (Prügel) genannt. Ferner werden erwähnt: Schöneck, das obere Dorf, Mittenweiler (das mittlere Dorf), Engishausen, Ober- und Unterroth, Schalkhofen und vier öde Gutsplätze zu Matzenhofen.

Bischof Marquard hatte 1354 noch die in der Burg Oberschönegg verbliebenen Cognaten (Abkömmlinge) abzulösen, u. a. die Witwe des Vöhlin, Anna, zu Frickenhausen und die Pfetten.

1395 – 1462 waren die von Aichelberg Pfandinhaber für 2700 Gulden. Der bischöfliche Hofmeister Stain von Ronsberg löste diese Pfandschaft um 3000 Gulden ab. Seitdem verblieb die Herrschaft Schöneck als eine eigene Pflege beim Bistum bis 1802.

Oberschönegg

Filialkirche St. Leonhard (Glocke von 1461, bäuerlich gefaßte Holzplastiken und Gemälde aus dem 18./19. Jh.), spätmittelalterliches Steinkreuz auf dem Weg nach Dietershofen. Pfarrkirche St. Ulrich in Dietershofen, 1. Erwähnung 1167, spätgotischer Kern, Glocke von 1427, Umbau und barocke Umgestaltung zwischen 1731 und 1737. Pfarrkirche St. Laurentius, Weinried (17. Jh.), Kanzel, Stuckaturen von 1761, Fresken von Martin Kuen. Urkundlich werden Altschönegg 1237, Neuschönegg (Burg) 1219 erstmals genannt. Die Burg Altschönegg war Sitz eines der bedeutendsten Reichsministerialgeschlechter in Bayerisch-Schwaben ("Romani regni ministerialis"). Seit 1355 befand sich die Herrschaft Schönegg in den Händen des Hochstifts Augsburg, das bis 1803 Ortsherr blieb. Danach ging die Landeshoheit auf das Kurfürstentum Bayern über. Fürst Anselm Maria Fugger von Babenhausen erwarb 1809 den 30 m hohen Bergfried, den letzten Überrest der Burg, der mehrfach erstürmt im Bauernkrieg vom "Roten Fähnlein" verwüstet worden war. Er ließ die Ruine instandsetzen und machte das Bauwerk als Aussichtsturm (sog. "Römerturm") der Öffentlichkeit zugänglich. Oberschönegg und seine Ortsteile kamen 1972 vom Landkreis Illertissen zum neugebildeten Landkreis Unterallgäu. Heute ist Oberschönegg noch teils landwirtschaftlich geprägt. Ein milchwirtschaftlicher Industriebetrieb verleiht dem Ort und seiner Umgebung große wirtschaftliche Bedeutung.

Dietershofen

Im 8 Jh. zum Stiftungsgut des Klosters Ottobeuren gehörig, ging der Ort 1354/55 in den Besitz des Hochstifts Augsburg über, bei dem er bis zur Säkularisation verblieb.

Im Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Bayernherzog Ludwig stand der Augsburger Bischof auf der Seite des Kaisers. Ludwig brannte deshalb am 24.06.1462 Dietershofen und andere Dörfer des Hochstifts nieder. Bereits 1771 war das Dorf wieder auf 26 Anwesen gewachsen. 1818 wurde der Weiler Märxle eingegliedert.

Weinried

Das sog. "Siebenhügeldorf", urkundlich erstmals 1275 erwähnt, war ab 1538/39 Eigentum der Fugger zu Babenhausen, bevor es 1806 an das Königreich Bayern kam.   Erwähnenswert sind die Lebensbilder des hl. Clemens Maria Hofbauer an der Empore der Pfarrkirche. Clemens Maria Hofbauer hielt sich 1806/08 mit einigen Patres in Weinried bei Kurat Anton Wagner auf.

Als Hauptsitz der Babenhauser Weberzunft erlangte das Dorf bald eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung. Im Weinrieder Weberhaus (Xaveribauer) waren 28 Gesellen beschäftigt. 1616 ist eine Sägemühle erwähnt. 1762 eine Schule. Heute ist Weinried überwiegend landwirtschaftlich orientiert.